Trotz Homeoffice motiviert bleiben und Burnout vermeiden

Jessika WolmeringerJessika WolmeringerKarrierevor 3 Monaten549 Views

Seit der Corona-Pandemie im März 2020 haben sehr viele Unternehmen für ihre Mitarbeiter Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice etabliert. Neben den klaren Vorteilen des Homeoffice, wie die Zeitersparnis oder die Schonung der Umwelt, hat diese moderne Art zu arbeiten auch diverse Nachteile. Darunter fallen z. B. die Vereinsamung und der fehlende persönliche Kontakt zu den Kollegen. Allerdings kann Homeoffice eine noch viel weitreichendere negative Nebenwirkung haben – und das ist die Überarbeitung. Denn ohne die Anwesenheit im Büro entfallen auch die kurzen Gespräche in der Kaffeeküche und die kleinen Besuche in den Büros der Kollegen, um sich über den aktuellen Stand der Projekte auszutauschen. Der Effekt: Viele Mitarbeiter sitzen im Homeoffice nonstop vor ihrem Bildschirm und arbeiten oftmals weitaus mehr Stunden als an Bürotagen. Zudem fällt es ihnen schwer, Nein zu sagen, wenn der Chef nach Feierabend anruft. Die Grenze zwischen Freizeit und Arbeitszeit verwischt und die Gesundheit leidet. Wie du trotz Homeoffice motiviert bleibst und Burnout vermeidest, erfährst du in diesem Artikel.

Die Vor- und Nachteile von Homeoffice

Ganz gleich, ob du Homeoffice liebst oder hasst, es bringt zahlreiche Vor- und Nachteile mit sich, deren du dir bewusst sein solltest. Dazu gehören unter anderem:

VorteileNachteile
Flexiblere ArbeitszeitenGefahr der sozialen Isolation
Zeit- und Kostenersparnis aufgrund des Wegfalls des ArbeitswegsAblenkungen durch Haushalt oder Familie
Höhere Produktivität durch weniger UnterbrechungenErschwerte Trennung von Arbeit und Privatleben
Individuelle Gestaltung des ArbeitsplatzesErhöhte Eigenverantwortung erforderlich
Weniger Stress durch PendelnKommunikationsprobleme mit Kollegen und Vorgesetzten sind möglich
Bessere Vereinbarkeit von Beruf und FamilieTechnische Probleme oder eine unzuverlässige Internetverbindung können die Produktivität beeinträchtigen
Reduzierte Kosten bei den Arbeitgebern durch weniger Bürofläche und geringeren StromverbrauchWeniger direkte Kontrolle durch Vorgesetzte
Umweltfreundlich, da weniger VerkehrPotenziell geringere Teamdynamik und Zusammenarbeit

Homeoffice ist nicht für jeden Mitarbeiter die richtige Wahl. Aber selbst für jene, die die Ruhe der eigenen vier Wände dem Trubel des Großraumbüros vorziehen, können unter den Nachteilen des Homeoffice leiden. Neben der sozialen Isolation drohen Überarbeitung, Produktivitätseinbußen aufgrund mangelnder Kommunikation, Chefs, die zu Kontrollfreaks werden und technische Probleme, die nicht mal eben vom IT-Team der Firma behoben werden können.

Mit Problemen im Homeoffice umgehen

Um im Homeoffice physisch und psychisch gesund zu bleiben, solltest du dich gut auf das Arbeiten in den eigenen vier Wänden vorbereiten.

Zusammenarbeit stärken

Die größten Probleme – zumindest aus Arbeitgebersicht – sind Ängste, dass Mitarbeiter im Homeoffice eine ruhige Kugel schieben und dass die Zusammenarbeit im Team nicht mehr funktioniert. Sicherlich kann die Gruppendynamik unter Homeoffice leiden, jedoch zeigt sich, dass Mitarbeiter, die im Unternehmensbüro fleißig arbeiten, auch daheim zuverlässig ihrem Job nachgehen. Denn Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit faulenzen wollen, schaffen das auch, wenn sie vor Ort im Unternehmen sind. Ganz gleich, ob du zu der Gruppe der Fleißigen oder Faulen gehörst, du solltest Maßnahmen treffen, um die Zusammenarbeit zu verbessern und das Vertrauen deines Chefs zu stärken. Wie du das schaffst? Wähle z. B. folgende Maßnahmen:

  • Tägliche Meetings: Etabliere jeden Morgen mit deinem Team ein kurzes Meeting, in dem besprochen wird, was für den Tag ansteht. Jeder Mitarbeiter kann erzählen, was er zu tun hat. Dieser Termin ist auch gut, um Abwesenheiten während des Tages, z. B. aufgrund von Arztbesuchen, anzusprechen. So wissen alle im Team, was bei jedem auf der Agenda steht und wer ggf. nicht den ganzen Tag erreichbar ist. Und die Angst des Chefs, dass jemand nur faul rumgammelt, wird auch beseitigt.
  • Digitale Tools: Nutze digitale Tools wie Projektmanagement-Software und Onlinedokumente, um die Aufgabenverteilung klar zu definieren und gemeinsam mit deinen Kollegen in Echtzeit an Dokumenten zu arbeiten.
  • Erreichbarkeit: Kläre mit deinen Teammitgliedern, zu welchen Zeiten jeder Einzelne erreichbar ist und auf welchem Weg die Kontaktaufnahme stattfinden soll. Auch wenn die moderne Technik es möglich macht, möchte nicht jeder per Videochat kontaktiert werden. Wenn klare Antwortzeiten definiert werden, ist auch eine Konversation via Chat oder E-Mail eine gute Wahl für Mitarbeiter, die aufgrund von Anrufen nicht gerne aus dem Flow gerissen werden wollen. Leider muss hierbei auch der Chef mitspielen. Und da Kontrolle in vielen Führungsetagen großgeschrieben wird, geht diese meist vor, auch wenn die Produktivität darunter leidet.
  • Deadlines: Deadlines sollten klar definiert werden. In Teams, in denen verschiedene Mitarbeiter von der Arbeit ihrer Kollegen abhängen, sollten Deadlines offen mit allen Beteiligten kommuniziert werden. Jeder Mitarbeiter ist für die Einhaltung seiner Deadline selbst verantwortlich. Solltest du eine Deadline nicht einhalten können, musst du dies frühestmöglich kommunizieren. Im Team kann dann gemeinsam an einer Lösung gearbeitet werden.
  • Anerkennung: Wenn jeder Mitarbeiter allein im Homeoffice sitzt und vor sich hinarbeitet, bleibt das Lob oftmals auf der Strecke. Und es gibt genug Unternehmen, in denen ganz allgemein mit Lob und Anerkennung gegeizt wird. In diesen kann man sich aber zumindest vor Ort mit seinen Kollegen über das Erreichen eines Ziels freuen. Im Homeoffice bleibt aber selbst für diese Art der Anerkennung kein Raum. Deswegen ist es wichtig, dass Erfolge auch im Homeoffice gefeiert werden. Wenn du merkst, dass in deinem Unternehmen mit Lob gegeizt wird, kannst du auch selbst die Arbeit deiner Kollegen positiv bewerten und hervorheben. Mit diesem Verhalten schaffst du zudem ein angenehmeres Arbeitsklima.

Technik aufrüsten

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn deine Internetverbindung ausfällt? Hast du in deinem Heimbüro alle technischen Geräte, die du fürs Homeoffice benötigst? Je nach Position und Arbeitgeber können hierzu auch ein Drucker oder gar ein Faxgerät nötig sein. Stelle sicher, dass deine technische Ausstattung dem neuesten Stand der Technik entspricht, um Ausfälle möglichst zu vermeiden. Führe Software- und Treiberupdates durch. Vergewissere dich, dass du im Besitz der notwendigen Soft- und Hardware sind. Falls etwas fehlt, solltest du dies mit deinem Arbeitgeber klären.

Und was passiert im Falle eines Internetausfalls? Die Ursachen für einen Ausfall der Internetverbindung können vielgestaltig sein – von der einfachen Störung bis zur Beschädigung des Internetkabels durch nahe gelegene Bauarbeiten. Deswegen solltest du gut vorbereitet sein. Mache dir Gedanken, wie du im Notfall ins Netz kommen. Hast du einen netten Nachbarn, dessen WLAN du vorübergehend nutzen kannst? Oder hast du die technische Möglichkeit, über das Mobilfunknetz eine Internetverbindung für deinen Arbeits-PC herzustellen? Beachte bei allen Internetverbindungen, dass du die Sicherheitsvorschriften deiner Firma einhalten musst. Plane den Ernstfall und sorge dafür, dass du auch bei technischen Problemen arbeitsfähig bleibst. Denn nichts ist schlimmer, als eine Deadline zu verpassen, weil das Internet streikt.

Überarbeitung vermeiden

Eine der größten Herausforderungen für Arbeitnehmer im Homeoffice ist die Vermeidung von Überarbeitung. Um eine gute Balance zu erreichen, solltest du jeden Tag planen. Die Planung sollte am besten im Vormonat geschehen. Blocke neben einer Mittagspause für jeden Tag mehrere kleine Pausen in deinem Kalender. Zudem empfehle ich dir, dass du deine Arbeitszeit im Voraus definierst. Lege deinen Feierabend im Kalender fest. Das hat den Vorteil, dass du an jedem Arbeitstag von deinem Kalender daran erinnert wirst, dass du das Ende deiner täglichen Arbeitszeit erreicht hast. Indem du deinen Tagesplan frühzeitig erstellst, können deine Kollegen keine Zeiträume blocken, in denen du deine wohlverdienten Pausen machen willst.

Stelle eine Flasche Wasser gut sichtbar an deinen Arbeitsplatz. Trinke so oft wie möglich etwas davon. So sorgst du dafür, dass du nicht nonstop arbeitest und nur auf den Bildschirm starrst. Genieße die kurzen Momente, in denen du einen Schluck nimmst. Lasse den Blick nach draußen und in die Ferne schweifen. So entspannst du zudem deine Augen, erlaubst deinem Gehirn eine kleine Denkpause und beugst Kopfschmerzen vor.

Infografik zu Homeoffice ohne Burnout
Homeoffice ohne Burnout. Infografik

Homeoffice: Keine Motivation?

Auch wenn die meisten Mitarbeiter unabhängig vom Arbeitsort die gleiche Motivation für ihre Arbeit zeigen, kann es sein, dass du Probleme hast, dich im Homeoffice zu motivieren. Vielleicht helfen dir folgende Strategien dabei, motiviert zu bleiben:

  • Outfit: Auch wenn du im Homeoffice rein theoretisch im Pyjama arbeiten kannst, solltest du dir etwas Passendes anziehen. Denn so wie du dich kleidest, so arbeitest du auch.
  • Arbeitsbereich: Richte dir einen festen Arbeitsplatz ein. Gestalte diesen möglichst einladend. Achte auch darauf, dass dein Arbeitsbereich sauber und aufgeräumt ist.
  • To-do-Listen: Arbeite mit To-do-Listen und unterteile diese in möglichst viele kleine Aufgaben. So musst du dich nur noch von Aufgabe zu Aufgabe hangeln und kannst jeden Tag mehrere kleine Meilensteine erreichen.
  • Ablenkungen: Lass dich nicht durch private Nachrichten und Anrufe oder Social Media von der Arbeit ablenken. Wenn dir dies nur schwer gelingt, solltest du dein Handy nicht an deinen Homeoffice-Arbeitsplatz legen.

Wenn alles nichts hilft, solltest du dich fragen, was deine Motivation im Büro steigert. Ist es die Anwesenheit oder die Anerkennung deiner Kollegen? Dann solltest du versuchen, den Kontakt zum Team auch im Homeoffice gut zu pflegen. Ist es die Überwachung durch deinen Chef? Vielleicht kannst du mit ihm wöchentliche Status-Updates vereinbaren, in denen er sich 5 bis 10 Minuten Zeit nimmt, um deinen Arbeitsstand zu besprechen.

Burnout im Homeoffice vermeiden

Burnout kann im Homeoffice sehr schnell entstehen, wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Du kannst jedoch mit einfachen Anpassungen deines Arbeitsalltags erreichen, dass weniger Stress entsteht und du entspannt durch den Tag kommst.

Grenzen setzen

Definiere vorab deine Arbeitszeit für jeden Tag und halte dich daran. Das bedeutet auch, dass du nach Feierabend nicht mehr für deinen Vorgesetzten oder deine Kollegen erreichbar bist. In einer Arbeitswelt, in der noch kein Homeoffice denkbar war, haben alle Beteiligten akzeptiert, dass du nicht mehr arbeitest, sobald du das Büro verlassen hast. Diese Selbstverständlichkeit geht in Zeiten von Homeoffice leider immer mehr verloren. Und die meisten Themen, zu denen Arbeitnehmer nach Feierabend kontaktiert werden, sind nicht so wichtig, dass sie eine sofortige Bearbeitung erfordern. Deswegen solltest du auch nach Feierabend nicht mehr für die Arbeit erreichbar sein.

Feierabend bedeutet Feierabend. Das heißt: Verlasse nach der Arbeit deinen Arbeitsplatz. Deswegen solltest du auch nicht im Bett, auf der Couch oder im Esszimmer am Laptop arbeiten. Denn sonst verwandelst du deinen ganzen Wohnraum in ein großes Arbeitszimmer. Dann bleibt kein Platz mehr, der nur für dein Privatleben reserviert ist.

Pausen planen

Definiere für jeden Tag Zeiten, zu denen du Pausen machen willst. Trage alle großen und kleinen Pausen in deinen Kalender ein, sodass niemand deine Ruhezeiten mit Meetings blockiert. In den Pausen solltest du dich möglichst viel bewegen, wenn du am Schreibtisch arbeitest. Verlasse deinen Arbeitsplatz, drehe eine kleine Runde um den Block oder setze dich für ein paar Minuten in den Garten. Hauptsache, du kannst abschalten.

Pausen sind ein wichtiger Teil deiner täglichen Arbeit. Sie helfen dir, motiviert zu bleiben und Burnout vorzubeugen.

Jessika Wolmeringer

Damit du deine Pausen einhalten kannst und nicht in Arbeit untergehst, solltest du lernen, Nein zu sagen. Lass dir keine zusätzliche Arbeit von Kollegen aufbrummen, die im Homeoffice eine ruhige Kugel schieben wollen. Denn High Performer werden immer gerne von anderen ausgenutzt, die ihre Arbeit nicht so schnell und zuverlässig erledigen.

Freizeit genießen

Endlich Feierabend! Und nun? Jetzt solltest du all das nicht machen, was deinen Arbeitstag ausmacht. Wenn du im Büro arbeitest, solltest du Sitzen und Bildschirme vermeiden. Stattdessen empfiehlt sich eine Sportsession, um Stress abzubauen. Wenn du einer körperlichen oder stehenden Tätigkeit nachgehst, kannst du nach Feierabend auch mal die Beine hochlegen und einfach entspannen.

Ganz gleich, welchen Beruf du auch hast, am besten kann man abschalten, wenn man einem Hobby nachgeht. Triff dich mit Freunden, spiele Fußball oder gehe ins Kino. Das Wichtigste ist, dass du deine Freizeit genießt, denn am nächsten Tag musst du wieder früh aufstehen und arbeiten.

Leave a reply

Loading Next Post...
Search
Loading

Signing-in 3 seconds...

Signing-up 3 seconds...